Forschungsschwerpunkte

Überblick

Der Fachbereich Volkswirtschaftslehre beschäftigt sich inhaltlich mit Themen der angewandten Mikroökonomik. Die Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Ungleichheit, Umverteilung, Fairness, Diskriminierung, Reformen, Soziale Präferenzen sowie Soziale Identitäten, Märkte, Marktverhalten, Institutionen, Reputationssysteme, Bewertungsverhalten, Fake-Bewertungen, Kooperation und Effizienz.

Die genannten Forschungsschwerpunkte werden methodisch durch Anwendung der Verhaltensökonomik, Mikroökonomik, Spieltheorie, Simulationen und empirischen Methoden wie der experimentellen Ökonomik (Online- und Laborexperimente) bearbeitet.

Dem Grundverständnis von Forschung in der Abteilung ist die Interdisziplinarität immanent. Je nach Forschungsfrage bestehen Kooperationen und gemeinsame Forschungen zu Kolleginnen und Kollegen aus den Disziplinen der Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, Mathematik, Physik, Psychologie, Soziologie und Politikwissenschaft.

Darüber hinaus werden noch weitere Themen zur Grundlagenforschung sowie zu aktuellen Themen behandelt.

Ungleichheit und Umverteilung

Ungleichheit und die daraus resultierende Notwendigkeit zur Umverteilung ist ein hochrelevanter polit-ökonomischer Forschungsbereich, welcher nicht nur die verschiedenen Forschungsdisziplinen, sondern auch Politik und Gesellschaft elektrisiert. Im Besonderen widmet sich unsere Forschung den Themen Umverteilungspräferenzen, Framing, Mindesteinkommen, Transparenz von Umverteilung, Fairness, Mittelschicht und Effizienz. Methodisch kommen hier Verhaltensökonomik, Mikroökonomik, Spieltheorie, Simulationen und experimentelle Ökonomik zum Einsatz.      

Literatur:

Tepe, M., Paetzel, F., Lorenz, J. and Lutz, M. (2021): Efficiency Loss and Support for Income Redistribution: Evidence from a Laboratory Experiment. Rationality and Society 33: 313-340.

Paetzel, F., Lorenz, J. and Tepe, M. (2018): Transparency diminishes framing-effects in an experiment on voting and redistribution. European Journal of Political Economy 55: 169-184.

Lorenz, J., Paetzel F. and Tepe M. (2017): Just don't call it a tax! Framing in an experiment on voting and redistribution. Journal of Experimental Political Science 4(3): 183-194.

Kittel, B., Paetzel,F. and Traub, S. (2015): Competition, Income Distribution, and the Middle Class: An Experimental Study. Journal of Applied Mathematics 501. 

Lorenz J., Paetzel F. and Schweitzer F. (2013): Redistribution Spurs Growth by Using a Portfolio Effect on Risky Human Capital. PLoS ONE 8(2): e54904.

Reputationssysteme

Reputationssysteme sind ein wichtiger und elementarer Bestandteil vieler Märkte und Online-Plattformen. In diesem Bereich werden sowohl die Funktionsweise von Reputationssystemen wie auch deren Anfälligkeit für Fake-Bewertungen und mögliche Lösungsansätze thematisiert (siehe auch: LINK zu Projekt).

Literatur:

Krügel, P. and Paetzel, F. (2022): The Impact of Fraud on Reputation Systems. SSRN Working Paper.

Greiff, M. and Paetzel, F. (2020): Information About Average Evaluations Increases Efficiency: An Experiment on Noisy Reputation Systems. Journal of Economic Behavior and Organization 180: 334-356.

Greiff, M. and Paetzel, F. (2016): Second-Order Beliefs in Reputation Systems with Endogenous Evaluations – An Experimental Study. Games and Economic Behavior 97: 32-43.

Greiff, M. and Paetzel, F. (2015): Incomplete Information Strengthens the Effectiveness of Social Approval. Economic Inquiry 53(1): 557-573. 

Soziale Identität

Soziale Identitäten haben einen immensen Einfluss auf Entscheidungsverhalten. Seit einiger Zeit verändern sich Soziale Identitäten – Individuen identifizieren sich stärker mit neuen gesellschaftlichen Subgruppen und weniger mit z.B. ihrer Einkommensklasse oder einen bestimmten Partei. So mancher sieht gar ein Zeitalter der veränderten sozialen Identitäten. Dort wo sich Soziale Identitäten verändern, besteht auch immer die Gefahr, dass Diskriminierung entsteht oder sich verstärkt.  

Literatur:

Kraus, J. and Paetzel, F. (2022): In-Group Bias in Natural Groups of Soldiers.

Müller, D. and Paetzel, F. (2021): Markets reduce Discrimination. SSRN Working Paper. 

Paetzel, F. and Sausgruber, R. (2018): Cognitive Ability and In-group Bias - An Experimental Study. Journal of Public Economics 167: 280-292.

Fairness und soziale Präferenzen

Das (individuelle) Entscheidungsverhalten ist stark von Fragen der Fairness und Gerechtigkeit beeinflusst. Menschen ziehen dabei das Wohl anderer mit in ihre Überlegungen ein und handeln (unter Umständen) entsprechend sozial(er). Dabei geht es sowohl um Fragen der gerechten Verteilung von Ressourcen aber auch um Umverteilungspräferenzen allgemein. In den letzten Jahren ist dabei die Frage der Bedarfsgerechtigkeit stärker in den Fokus gerückt.

Literatur:

Nicklitsch, A. and Paetzel, F. (2020): Need-based Justice and Distribution Procedures: The Perspective of Economics, erscheint in: B. Kittel und S. Traub (Hrsg.): Need-based Distributive Justice: An Interdisciplinary Perspective, Heidelberg: Springer.

Traub, S., Schwaninger, M., Paetzel, F. and Neuhofer, S. (2022): Evidence on Need-Sensitive Giving Behavior: An Experimental Approach to the Acknowledgment of Needs. SSRN Working Paper.

Paetzel, F. and Traub, S. (2017): Skewness-adjusted Social Preferences: Experimental Evidence on the Relation between Inequality, Elite Behavior and Economic Efficiency. Journal of Behavioral and Experimental Economics 68: 130-139. 

Paetzel F., Sausgruber R. and Traub S. (2014): Social Preferences and Voting on Reform: An Experimental Study. European Economic Review 70: 36-55.

Verhandlungsexperimente

Oftmals werden in Gruppen, Unternehmen oder auch in der Politik Entscheidungen nicht von einem Individuum getroffen, sondern in einem Komitee getroffen. Bis ein Komitee eine Entscheidung trifft werden Verhandlungen über verschiedene Optionen geführt und Abstimmungen vorgenommen. Diese Verhandlungen können kleinteilig und lange dauern. Die Forschungsarbeiten zu dieser Thematik bedienen sich Verhandlungsexperimente mit einer Gruppengröße von fünf Teilnehmern und berücksichtigen, dass diese Mitglieder nicht notwendigerweise die gleiche nominelle Verhandlungsmacht haben. 

Literatur:

Maaser, N., Paetzel, F. and Traub, S. (2019): Power Illusion in Coalition Bargaining: An Experimental Analysis. Games and Economic Behavior 117: 433-450.

Maaser, N., Paetzel, F. and Traub, S. (2022): Gender and Nominal Power in Multilateral Bargaining. Games 13 (1), 11.

Weitere Themen

Die obigen Forschungsschwerpunkte stellen lediglich eine grobe und nicht abschließende Auswahl von Forschungsthemen vor. In der Abteilung wird zudem auch an Kombinationen von experimenteller Ökonomik und Simulationen, der Ideengeschichte der Volkswirtschaftslehre, KI, Betrugsverhalten und Themen der Nachhaltigkeit geforscht.